Sammy war immer ein köstlicher Mensch. Einer, mit dem man gerne Zeit verbrachte. Unvergessen eine Szene, als wir noch keine 20 Jahre jung waren. Sammy, leicht angetrunken von ein paar «Hooch»-Bier und einem Schluck Lambrusco von der Tankstelle, verknackste sich den Fuss am Trottoir-Rand. Er ging zu Boden. Diagnose: Bänderriss. Da lag er nun auf dem Asphalt, die Augen zugedrückt, alle Zähne sichtbar. Sammy musste weinen – vor lachen. Anstelle betrübt zu sein, meinte er, dass dies «eine geile Geschichte zum Erzählen ist» und dass «Frauen auf Narben stehen». Die Schmerzen waren egal.

Betrübt sein war einfach nicht sein Ding. Wenn ihm ein Vogel auf dem Kopf gekackt hat, hat er sich nicht geärgert. Sondern er freute sich, das Elefanten nicht fliegen können. Er erklärte mir einmal, dass man in jeder Situation die Entscheidung hat, es positiv oder negativ zu sehen. Er entscheidet sich immer für das gute Karma. Immer. Noch ein Beispiel mit Sammy schiesst mir in die Gedanken. Bahnhof Wohlen. Der Zug fährt gleich los. Wir spurten aufs Gleis 2. Als Sammy den Türknopf drückt, fährt der Zug los. Während ich mich über die ÖV und die halbe Stunde Warten nerve, sitzt Sammy schon auf der Bank. Er geniesst die Sonne und füttert Tauben.

Ich musste in diesen Tagen an diesen alten Kumpel denken. Auf Facebook sehe ich Bilder von Abfallbergen im Freiamt. Menschen haben es fotografiert und in die sozialen Medien gestellt, dazu natürlich einen hässigen Kommentar. Darunter nerven sich alle über die «heutige Jugend» und die «totalen Idioten». Ich erinnere mich wieder Jahre zurück. Mit Sammy trafen wir am Waldrand solch einen Littering- Berg an. Bierdosen, McDonalds-Reste, PET-Flaschen. Er bückte sich, nahm den Abfall auf und warf ihn in den Kübel. Ohne Kommentar. Dafür mit Lächeln.

In jeder Situation sah Sammy etwas Gutes. Er hielt sich fern von Miesepetern. Er lächelte viel, katapultierte sich nie in eine Opferrolle, war immer sehr dankbar. Und er weigerte sich, negative Gedanken zu haben. Sein Glas war weder halb voll und schon gar nicht halb leer. Es war immer bis oben hin gefüllt. Das Problem war nur, wenn es mit Bier voll war und er am Trottoir-Rand entlang ging.