«Schlafen wie ein Baby». Was für ein Fake-News-Sprichwort! Es bedeutet gemäss Wörterbuch «tief und fest schlafen», wie ein Stein. Die Realität ist ganz anders. Babys schlafen nicht wie ein Stein. Solch einen unruhigen Fels habe ich noch nie gesehen. Ein Baby raubt den Eltern in den ersten zwei Lebensjahren insgesamt sechs Monate Schlaf. So ist schon mancher Vater beim Windelnwechseln kurz eingenickt und mit dem Kopf in die vollgebräunte Baby-Sauce gedippt.

Mit dem Schlafentzug tauchen noch andere Probleme auf. Je mehr ein Mensch schläft, desto mehr Kontrolle hat er über sein Körpergewicht. Heisst: Schlafmangel kann zu Übergewicht führen. Kurze Rechnung: Ein Mensch, der 80 Jahre alt wird, schläft in seinem Leben etwa 24 Jahre und 4 Monate. Verdammt viel Zeit für Gewichtsprobleme. Die gähnende Bedrohung wird noch krasser: Wer regelmässig zu viel (mehr als 9 Stunden) oder zu wenig (weniger als 6 Stunden) schläft, verkürzt damit seine Lebensdauer. Positiver Nebeneffekt: So hat man weniger Schlafzeit und damit automatisch auch weniger Gewichtssorgen.

Richtig unfair wird es, wenn sich sogar der Staat einschaltet. Jedes Jahr am letzten Sonntag im März wird uns eine Stunde geklaut. Schlafraub! 1978 wurde gegen die Wiedereinführung der Sommerzeit gar das Referendum ergriffen. Das Sommerzeit-Gesetz wurde anschliessend an der Urne deutlich verworfen. 1981 wurde die Zeitumstellung trotzdem wieder eingeführt. Bis heute. So taummeln wir in einem Dämmerschlaf durch den Sommer. Da steckt Bill Gates dahinter. Ganz sicher. Übrigens: Am 25. Oktober kriegen wir die Stunde wieder zurück und können eine Stunde länger schlafen (sofern man kein Baby hat).

Ruhen. Rasten. Schlummern. Inaktiv dahinvegetieren. Dösen. Orgeln (für die Schnarcher) – oder ganz einfach: Schlafen. Eine wunderbare Sache. Mit Baby gibts halt einfach etwas weniger davon. Den Kleinen kann man ja dafür nicht böse sein. Mit etwas positiver Energie findet man sogar Vorteile in diesem Schlafmangel. Denn: 24 Stunden ohne Schlaf haben angeblich denselben Effekt wie 1,0 Promille. Schlecht gepennt ist also halb besoffen.