Ein sonniger Tag in San Francisco. Es ist der 20. Januar 2017. Ein Freitag. Erstmals in meinem Leben betrete ich amerikanischen Boden. In den Strassen von «The City» fällt mir der Unterkiefer staunend runter. Der Unterhaltungsfaktor ist gross. Eine Frau geht mit ihrer Katze auf dem Kopf spazieren. Ein älterer Veteran ohne Beine fährt im Rollstuhl auf dem Trottoir – und beschwert sich schreiend über den Vietnam-Krieg. Ein Mann raucht barfuss und mit einem Bademantel bekleidet eine Zigarette – nix darunter. Nun, nach dieser Szene schaute ich nicht mehr überall so genau hin.

Eine Begegnung bleibt in meinem Gedächtnis hängen. Vor einem Regierungsgebäude steht einsam und alleine ein Obdachloser. Er hat ein selbst gebasteltes Karton-Schild in der Hand. Darauf steht: «Trump is here. The end is near.» Trump ist da. Das Ende ist nah.

An jenem 20. Januar 2017 endet die Ära von Barack Obama und Donald Trump wird als 45. Präsident der Vereinigten Staaten in Washington vereidigt. Der frisch eingeschworene Präsident liess verkünden, dass nie zuvor in der Geschichte so viele Teilnehmer einer Amtseinführung beigewohnt hätten wie bei ihm. Seine erste von ganz vielen Lügen. Denn: Anhand von Luftbildern wurde diese Aussage schnell widerlegt. Trump sagt damals, die Presse lügt – und die «Alternativen Fakten» waren geboren. Twitter-Trump bezichtigt die Medien sowieso immer als «Fake News». Selber erzählt er dann einfach seine eigene Variante der Wahrheit. Mit einer absurden Genialität verbiegt er die Wahrheit jeweils so, dass seine Brillanz überstrahlt und er als allwissender Retter dasteht.

Wenn ich meine Augen schliesse und mir die Strassen von San Francisco heute vorstelle, dann trägt die Frau immer noch ihre Katze auf dem Kopf, der Kriegsveteran brüllt nach wie vor und der Bademantel-Raucher hat seine Unterhose gefunden. Der Obdachlose hat sein Schild mittlerweile allerdings etwas angepasst. «Trump. The end is near.» Ich hoffe, dass der orangene Mann mit Föhnfrisur bald das weisse Haus verlassen muss. Herausforderer Joe Biden hat ein richtig starkes Argument auf seiner Seite: Er ist nicht Donald Trump.